Oftmals werde ich gefragt, welche Krawatten man in seinem Fundus haben sollte um für jede Situation des Alltags gerüstet zu sein. Obgleich natürlich diese Frage nicht pauschal beantwortet werden kann, so wage ich mich trotzdem an die Erstellung eines Leitfadens, der Ihnen geneigter Leser als Grundlage für den Aufbau einer Krawattengarderobe dienen kann.
Zusätzlich werde ich erklären für welche Anlässe man welche Krawatte verwendet und wie diese am besten zur Geltung kommt.
Einfarbige oder Faux Uni Krawatte
Vor allem die einfarbige dunkelblaue Krawatte ist aus der klassischen Business Garderobe nicht wegzudenken. Die größte Stärke dieses Binders ist die Kombinierbarkeit mit nahezu allen Hemden und Anzügen sowie die Einsetzbarkeit bei vielen Anlässen. Egal ob zum Sommeranzug, dunkelblauen Businesszwirn oder zu anderen, wie auch immer gearteten Anzügen, die einfarbige dunkelblaue Krawatte passt so gut wie immer. Folgende Faustregel sollte bei einfarbigen Krawatten aber immer beachtet werden. Eine einfarbige Krawatte strahlt immer eine gewisse Eleganz aus und sollte daher stets in gedeckten Farben getragen werden. Bitte tragen Sie keine zitronengelbe oder knallpinke Binder. Ebenso verhält es sich mit Faux Uni Krawatten. Faux Uni bedeutet, dass die Krawatte in einem sehr kleinen Muster gehalten ist, sodass diese, von weitem betrachtet, einfarbig zu sein scheint.
Gepunktete Krawatte
Mein ausgewiesenes Lieblingsmuster für Krawatten. Nicht so langweilig wie die einfarbige Krawatte und trotzdem in gleichem Maße weitläufig einsetzbar. Wichtig: Je kleiner die Punkte umso eleganter die Krawatte. Es sollte somit darauf geachtet werden, dass Krawatten mit großen Punkten eher den Freizeitanzügen vorbehalten bleiben. Unabhängig von der Grundfarbe des Langbinders und der Farbe der Punkte ist dieses Muster das universellste von allen.
Gestreifte Krawatte
Der Klassiker schlechthin. Nichts passt besser zu einem Navy Blazer. Den englischen Clubs, Regimenter, Schulen und Universitäten entstammend signalisiert dieses Muster stets eine gewisse Affinität zum Britischen. Da gestreifte Krawatten sehr beliebt sind, gibt es diese auch in unendlich vielen Varianten. Manche sind optisch sehr ansprechend, viele sind jedoch sehr unansehnlich, um nicht zu sagen untragbar. Daher empfehle ich, gerade bei gestreiften Krawatten, auf klassische Dessins, wie Blockstreifen in dunkelrot und dunkelblau, oder blau-weiße bzw. rot-weiße Muster zurückzugreifen. Bitte vermeiden Sie Krawatten mit zu feinen Streifen bzw. Muster, welche aus zu vielen Farben (in der Regel mehr als zwei außer die dritte Farbe ist weiß) bestehen. Wenn Sie die Britischen Inseln besuchen, sollten Sie auf gestreifte Krawatten aber lieber verzichten. Viel zu groß ist die Gefahr nach der Zugehörigkeit einer Gemeinschaft gefragt zu werden. Wenn Sie beispielsweise eine Krawatte mit dunkelroten und dunkelblauen Blockstreifen in England tragen, müssen Sie sich die Frage, ob Sie bei den Royal Lifeguards sind, gefallen lassen.
Paisley Krawatte
Ein weiterer Klassiker aus dem britischen Empire. Es ist zwar das Muster nach einer Stadt in Schottland benannt, stammt aber ursprünglich aus dem Orient, genauer gesagt aus Persien. Die Stärke von Paisley Krawatten liegt im Freizeitlook. Zu Tweedjacken oder anderen Sportjacken passt eine Paisley Krawattte hervorragend. In gedeckten Farben kann man dieses Muster aber auch durchaus im Büroalltag tragen. Die dunkelgrüne Paisley Krawatte ist speziell im Raum Wien sehr beliebt und kann fast schon als ein Teil des altwiener Stils bezeichnet werden. Warum dem so ist, kann und wage ich nicht zu beantworten, obgleich ich die Vermutung hege, dass es mit der guten Kombinierbarkeit mit Trachtenanzügen zusammenhängt, wenn auch nicht comme il faut. Was auch immer der Grund hierfür sein mag, so freut es mich als Österreicher, dass diese Krawatte in meiner Heimat sehr beliebt ist, denn ich trage diese ebenfalls sehr gerne und oft zu vielen Gelegenheiten.
Krawatten mit Rosetten oder geometrischem Muster
Hier haben die 20er und 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts bis in die heutige Zeit ihre Spuren hinterlassen. Diese Krawattenmuster können einen Anzug sehr aufwerten, wobei es aber etliche Dinge zu beachten gilt. So sind psychadelische Muster zu vermeiden und schreiende Farben wollen behutsam eingesetzt sein. Weiters sollten die Rosetten nicht allzu groß sein und ein unaufgeregtes Muster aufweisen. So beschaffen, fügt sich solch eine Krawatte in viele Geschäfts- aber auch Freizeitoutfits ein.
Motivkrawatten
Motivkrawatten sind oft schwierig zu kombinieren und können ein Outfit, bei falschem Gebrauch, ruinieren. Aber, ein gut gewähltes Motiv kann durchaus eine willkommene Abwechslung zur Eintönigkeit des grauen Alltags darstellen. Ich beispielsweise schätze Blumenmotive bzw. kleine Schmetterlinge auf dezentem Hintergrund sehr. Auch wenn dieses Muster nur extrem selten für Businessanzüge geeignet ist, so finde ich es bei Sommer- und Freizeitanzügen umso passender. Bitte tragen Sie jedoch keinesfalls Krawatten mit kitschigen Motiven. Mickey Mäuse oder andere Motive ähnlichen Charakters haben auf einer Krawatte nichts verloren.
Sie sehen, mit lediglich sechs bis sieben Krawatten ist man für jede Situation in der man Sportjacke oder Anzug trägt bestens gerüstet und hat beim Kombinieren keinerlei Probleme. Wichtig ist lediglich, dass der Anzug auch tatsächlich mit Krawatte getragen wird, denn ohne dieser ist ein Anzug nicht komplett. Schließlich hängen Sie in Ihren Wohnräumen auch Bilder an die Wand, welche keinen funktionalen Zweck erfüllen und trotzdem das Auge erfreuen. Genauso verhält es sich eben auch mit der Krawatte.