Jedes Jahr aufs Neue wünsche ich bereits im April sehnsüchtig den Sommer herbei. Endlich beständig warmes Wetter und freundliche Gesichter wohin man blickt. Wenn dann die warme Jahreszeit nun endlich da ist und es auch für mich, ab in den Urlaub, heißt, will trotzdem keine Urlaubsstimmung aufkommen. Das liegt vor allem daran, dass ich zwischen Mitte Juni und Mitte September am laufenden Bande die selben Stilvergehen beobachten muss. Oftmals in solch schlimmer Ausprägung, sodass ich wünschte, meine Sonnenbrillen bestünden aus schwarzen Löchern, die unweigerlich alles Licht absorbierten.
Es ist leider Faktum, dass man einen österreichischen oder deutschen Touristen, von Spitzbergen bis Feuerland, bereits aus hundert Metern Entfernung erkennt. Unglücklicherweise nicht im positiven Sinne. Um nicht auch sofort als Pauschaltourist unterster Klasse abgestempelt zu werden, finden Sie nachstehend eine Liste der größten Sommer- und Urlaubssünden.
Sünden der Dame:
· Tops mit Spaghettiträgern abseits des Strandes. Selbst bzw. gerade in Italien ein Fauxpas.
· Ungepflegte Füße in offenen Schuhen. Liebe Damen, Fuß- und Nagelpflege ist keine Raketenwissenschaft!
· Transparente Kleidung. Transparenz ist wichtig und gegenüber dem Finanzamt unabdingbar. Bei Kleidung ist diese aber Fehl am Platz.
· Hervorblitzende Träger des Büstenhalters oder durchschimmernde Unterwäsche. Was Sie drunter tragen, sollte Ihr Geheimnis bleiben.
Sünden des Herrn:
· Sandalen mit Socken tragen. Ein Klassiker des schlechten Geschmacks. Ich würde sogar so weit gehen und Sandalen lediglich Gladiatorendarstellern in Monumentalfilmen zugestehen.
· Bauchtäschchen mit sich rumschleppen. So outet man sich am schnellsten als Pauschaltourist und ist somit erstes Ziel von Taschendieben, obgleich man genau das mit besagtem Täschchen zu verhindern sucht.
· Tanktop abseits des Strandes. Was für Damen gilt, gilt selbstverständlich auch für Herren.
· Hemd bis zum Bauchnabel öffnen. Auch im Ausland gilt: „Beim Hemd dürfen nur die obersten beiden Knöpfe geöffnet werden.“ Sollte dies keine Option für Sie sein, tragen Sie bitte T-Shirts. Die können Sie wahrlich nicht aufknöpfen.
Allgemeine Sünden:
· Sonnenbrillen in Innenräumen. Sie tragen ja auch keine Hausschuhe auf der Straße.
· Komplett schwarz tragen. Nicht nur hitzetechnisch ein Trauerfall.
· Mit Badekleidung ins Restaurant. Erweisen Sie der Esskultur auch im Urlaub den gebührenden Respekt.
· Sich am Buffet den Teller übervoll laden. Das ist immer eine Sünde, nur im Sommer vergessen das viele Leute, die es die restliche Zeit des Jahres zu wissen scheinen.
· Flip Flops abseits des Strandes. Leider mittlerweile in vielen Großstädten eine Plage.
· Mangelnde Körperpflege. Gerade im Sommer ist die penible Körperpflege ein Muss. Die tägliche Dusche setze ich ohnehin voraus aber auch das Deo sollte in den heißen Monaten Ihr ständiger Begleiter sein.
· Sich in der Sonne bis zur Unkenntlichkeit rösten lassen. Gegen natürliche Bräune hat niemand etwas einzuwenden, jedoch eine krebsrote Haut ist weder schön noch gesund. Selbst das Argument - „Das Rot wird dann ja ohnehin braun.“ – gilt nicht.
Natürlich gäbe es noch viele Stilsünden mehr im Urlaub, die aber hier den Rahmen sprengen würden und somit unerwähnt bleiben. Wenn Sie jedoch die oben genannten Vergehen tunlichst vermeiden, haben Sie bereits einen wichtigen Beitrag zu einer guten stilistischen Reputation Ihrer Landsleute geleistet und wir sind wieder einen Schritt näher an der Rehabilitation der österreichischen und deutschen Touristen im Ausland.