Es gibt hierzulande zwei Typen von Anzugträgern, wie sie unterschiedlicher nicht sein können. Wenn Sie die Leute auf der Straße oder auch in den Medien genau beobachten, werden Sie Ihnen immer wieder begegnen. Auch im Privaten ist dies nicht ausgeschlossen.

Typ 1, der Unterhaltungstyp:

Dieser Typ kommt in der Regel aus dem Showbusiness oder aus den Medien. Immer hip gestylt und der Mode folgend, was bei einem klassischen Kleidungsstück, wie dem Anzug meist daneben geht. Folgende Merkmale deuten in der Regel auf diesen Typen hin.

•    Die Jacke des Anzugs ist zu kurz
•    Das Revers klafft auf, als ob die Brust es sprengen würde
•    Die Reversbreite ist lediglich einen Finger breit
•    Die Hose gleicht einer Legging
•    Die Krawatte hat Schnürsenkelbreite

Kurz gesagt: Dieser Typ sieht aus als ob er den Firmungsanzug seines Sohnes erwischt hätte und das auch noch schön findet. Gegen körperbetonte Schnitte bei Anzügen ist eigentlich nichts einzuwenden, sofern die Proportionen stimmen. Es sollte aber körperbetont nicht mit zu klein und falsch proportioniert gleichgesetzt werden.

Nun zu Typ 2, der Geschäftstyp:

Jener Typ kommt für gewöhnlich aus dem Geschäftsleben oder auch gerne aus der Politik. Er versucht immer seriös und kompetent zu wirken, was durch den unauffälligen Anzug unterstrichen werden soll. Leider wird die zu erzielende Wirkung oft verfehlt. Folgende Merkmale charakterisieren diesen Typen.

•    Der Anzug ist mindestens eine Nummer zu groß
•    Der Hemdkragen ist zu weit
•    Der Krawattenknoten hat die Größe eines Tennisballs
•    Die Hose ist zu lang und sieht ab dem Knie aus wie eine Ziehharmonika
•    Die Jackenärmel sind zu lang (die Hemdmanschette bekommt keine Chance, sich zu zeigen.)

Auf den Punkt gebracht: Möglicherweise will es dieser Typ, wenn schon ganzen Tag im Anzug, möglichst bequem haben, was natürlich ein Trugschluss ist. Ein perfekt passender Anzug ist immer noch der bequemste Anzug. Interessanterweise sind es oft Personen, die ein kantiges Profil zeigen möchten. Ich frage mich, warum dieses Bestreben sich nicht auch auf den Anzug niederschlägt? Denn kantig ist hierbei leider gar nichts.

Da meine humanistische Bildung und Erziehung verlangt, das Verbindende stets über das Trennende zu stellen, möchte ich auch die Gemeinsamkeiten dieser beiden Typen bemerken.

•    Die Proportionen stimmen nicht
•    Es wurde kein Änderungsschneider aufgesucht
•    Richtige Beratung beim Kauf fand nicht statt

Es sei mir die Pauschalierung an dieser Stelle verziehen. Natürlich gibt es in den von mir genannten Branchen auch Männer, die es besser wissen und perfekt geschnittene Anzüge tragen.

Um nicht in eine der beiden oben genannten Schubladen gesteckt zu werden, möchte ich ein paar Tipps anführen, die beim Anzugskauf hilfreich sind und beachtet werden sollten.

•    Planen Sie schon vor dem Kauf 10 bis 20% des Kaufpreises zusätzlich für einen Änderungsschneider ein. Von der Stange passt so gut wie keinem ein Anzug perfekt
•    Gehen Sie in ein Geschäft, in dem Sie kompetente Beratung finden.
•    Die Hemdmanschette muss mindestens einen Zentimeter aus dem Ärmel ragen
•    Auf Faltenbildung achten: Längsfalten = Jacke zu weit / Querfalten = Jacke zu eng
•    Jacke sollte das Gesäß bedecken (Ausnahme: Sehr kleine Personen sollten kürzere Jacken wählen um größer zu wirken)
•    Schließknopf sollte ca. zwei Finger breit über dem Bauchnabel sein.
•    Hose soll lediglich einen Knick an der Vorderseite werfen
•    Hose soll ca. ein bis zwei Zentimeter über dem Absatz enden (Die eigentliche Regel lautet bis zum Absatz. Ich halte diese aufgrund der immer schmäler werdenden Hosen für überholt.)